Nathan. Ringen um Wahrheit

Werkschau mit dem Spielclub Generationen 

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„Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt jedoch in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen" (Hannah Arendt)

Im Jahre 1779 schrieb Lessing, eines der berühmtesten Dramen der Weltliteratur: Nathan der Weise. Exponentiell wächst die Aktualität und Bedeutung dieser kleinen 250 Jahre alten Erzählung, die mehr sinniert als erzählt und die Frage nach der besten Religion reflektiert. Der darin versteckte Apell an Toleranz und Mitmenschlichkeit mutet in politischen Gemengelagen wie heute eher naiv an.

Der Spielclub Generationen hat sich dem Drama auseinandergesetzt, und die darin eingewebte Kritik am absoluten Wahrheitsanspruch der Religionen untersucht. Entstanden ist dabei eine Work-in- Progress Inszenierung, deren Unabgeschlossenheit dem Thema selbst geschuldet ist. 

Zentral im Drama sind für uns die Menschen. Die wir kennenlernen wollen, verstehen wollen. Ihre Geschichten lieben. Doch Lessing fordert uns hier heraus. Zentrifugalpunkt ist eine andere Geschichte in der Geschichte, die Ringparabel. Mit Märchen speiset man nicht nur die Kinder ab. Echt jetzt? Urgrund allen Seins ist wie immer Macht als Schlüssel zum Lebenserhalt. Doch uns interessiert das Streiten,  sich widerstrebende Meinungungen und Machtpositionen, angedeutet über Geschichten des Figurenpersonals: Ob Sultan, Patriarch, Klosterbruder oder eine christliche Haushälterin, alles Menschen die viel erlebt haben, doch erzählen sie nichts über sich. Wieso handeln sie, wie sie handeln, sprechen sie, wie sie sprechen? Wieso lieben sie sich nur bedingt? Ist die Anerkennung vor einem Fantasie-Vater wirklich wichtiger, als vor den Mitmenschen?

Ein szenenreicher Abend, der die Geschichte erzählt. Von Außen. Von Innen. Von Unten. Von Oben. Darüber hinaus.

Künstlerische Leitung Therese Frosch, Sirin Reinhold
Mit Sarah Busch, Nina Freund, Laura Hinzmann, Süreya Kaya, Pauline Körner, Marina Mezger, James Ott, Clara Scheele